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Julia Schwietering, Redaktion Wirtschaft aktuell

Es bleibt in der Familie...?

Immer mehr Senior-Inhaber ziehen in Betracht, ihren Betrieb an einen externen Käufer abzugeben, wenn sie das Steuer aus der Hand legen. Das zeigt das Mittelstandspanel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) von Februar 2019.

Externe Nachfolge wird beliebter

Noch im vergangenen Jahr gab mehr als die Hälfte aller Inhaber an, nach ihrem Rückzug ihr Unternehmen in jedem Fall an ein Familienmitglied weitergeben zu wollen. In allen Segmenten war die familieninterne Nachfolge die beliebteste. Mittlerweile hat die externe Nachfolgelösung aufgeholt: Mit jeweils 45 Prozent liegt sie gleichauf mit der familieninternen Lösung. Das könne daran liegen, dass der Generationswechsel innerhalb der eigenen Familie schwieriger werde, zum Beispiel wenn die Kinder andere berufliche Vorstellungen haben oder der Unternehmer keine Kinder hat, erklärt der Autor des Mittelstandspanels, Dr. Michael Schwartz. Der Wunsch nach einem externen Nachfolger rücke deshalb in den Fokus. Das Problem ist allerdings, dass es den Unternehmern und den potentiellen Übernehmern häufig an Ansprechpartnern und Netzwerkkontakten mangelt. Auch fehlende Erfahrung mit den Prozessen, die mit einer Übernahme verbunden sind, tragen zu der großen Planungsunsicherheit bei. Das gefährdet die reibungslose Übergabe an einen externen Käufer.

Übergabe innerhalb der Familie

Doch auch bei der Nachfolge innerhalb der Familie müssen die Unternehmer einiges beachten, damit der Übergang problemlos läuft. Experten empfehlen daher eine offene Kommunikation innerhalb der Familie und frühzeitige Überlegungen, wie die Familie die Übergabe gestaltet. „Wenn es beispielsweise minderjährige Kinder gibt, wird viel zu selten auf eine testamentarische Regelung geachtet. Diese verhindert, dass eine Erbengemeinschaft mit minderjährigen Kindern entsteht“, erklärt Florian Regenfelder, Rechtsanwalt und Steuerberater bei Ecovis in München. Fehler würden oft schon im Vorfeld gemacht, etwa bei einer Schenkung von Immobilien. „Bei einer Übertragung innerhalb der Familie ist schon frühzeitig genau zu prüfen, wie hoch das Gesamtvermögen ist, wer anspruchsberechtigt ist und wer was bekommt“, rät Thomas Müller, Steuerberater bei Ecovis in Düsseldorf.

Trotz dieser Herausforderungen sind viele Inhaber, die sich für eine familieninterne Lösung entschieden haben, weiter im Nachfolgeprozess vorangeschritten als Unternehmer, die eine andere Nachfolgeregelung fokussieren. Im Februar 2019 hatten bereits 42 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen einen feststehenden Nachfolger aus dem Familienkreis. Wenn das Unternehmen an die Kinder weitergegeben wird, vereinfache und beschleunige das den Übergabeprozess erheblich, so der Bericht der KfW. Auch bei dem Verkauf an Miteigentümer ist die Übergabe häufig schon in trockenen Tüchern, da der Nachfolger in vielen Fällen bereits festgelegt ist.

Investitionen vor der Übergabe

Aus dem Mittelstandspanel geht außerdem hervor, dass Unternehmen, die die Übernahme durch einen externen Käufer, einen Mitarbeiter oder einen Miteigentümer geplant haben, vor ihrer Übergabe weniger investieren als der Durchschnitt aller Unternehmen mit Nachfolgeplanungen. Die Investitionstätigkeit liege bei solchen Unternehmen zwischen 6.600 und 7.000 Euro je vollzeitäquivalentem Beschäftigten. Bei einer familieninternen Übergabe hingegen lag die Investitionstätigkeit bei rund 8.500 Euro. Schwartz vermutet, dass Inhaber gegenüber Familienmitgliedern eine stärkere emotionale Verpflichtung spüren, ein funktionierendes Unternehmen weiterzugeben.

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