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Julia Schwietering, Redaktion Wirtschaft aktuell

Nachfolge: Vor diesen Herausforderungen stehen Senior-Unternehmer

Die Unternehmensnachfolge ist für Senior-Unternehmer eine große Herausforderung, die sie besonders auf emotionaler Ebene meistern müssen. Schließlich geht es darum, das Lebenswerk in andere Hände zu geben und damit selbst in den Hintergrund zu treten.

Die Familie und die nachfolgende Generation stellen sowohl familiäre als auch ökonomische Erwartungen an den Alt-Inhaber. Auch die Mitarbeiter müssen rechtzeitig und gleichzeitig vorsichtig in den Nachfolgeprozess einbezogen werden, damit das Unternehmen nicht an Wettbewerbsfähigkeit verliert, wenn es in die Übergangsphase einsteigt.

Laut eines Berichtes der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) aus dem Jahr 2018 haben 36 Prozent der Senior-Unternehmer Schwierigkeiten, von ihrem Lebenswerk emotional loszulassen. Das zeigt sich häufig in dem von Alt-Inhabern geforderten Kaufpreis. Dieser ist bei 42 Prozent der Unternehmen zu Beginn der Verhandlungen deutlich zu hoch. Das liegt daran, dass der Unternehmer häufig seine persönliche Mühe und seinen Einsatz in den Preis „mit einrechnet“. Der Käufer allerdings betrachtet nüchtern die Zahlen des Betriebes vor dem Hintergrund der Marktperformance und der Marktchancen. Für ihn spielt es selten eine Rolle, welche Emotionen der Inhaber mit seinem Betrieb verbindet. Am Verhandlungstisch müssen beide Vorstellungen zusammenfinden – das ist nicht immer leicht.  

Weil viele Inhaber sich nicht mit dem Gedanken befassen möchten, ihr Werk aus den Händen zu geben, sind etwa 43 Prozent der Unternehmer zum Zeitpunkt der IHK-Beratung nicht ausreichend auf eine Übergabe vorbereitet. Hinzu kommen bürokratische Herausforderungen, zum Beispiel im steuerrechtlichen Bereich. Die DIHK empfiehlt, sich spätestens drei Jahre vor dem geplanten Zeitpunkt der Übernahme an Experten zu wenden, die sie bei den Vorbereitungen systematisch unterstützen. Doch 76 Prozent suchen sich erst später Unterstützung.

Etwa 30 Prozent der Unternehmer zögern die Betriebsübertragung außerdem hinaus, weil sie sich bessere Angebote für ihr Unternehmen erhoffen und durch einen höheren Verkaufswert ihre Altersvorsorge aufstocken wollen. Doch das ist eine riskante Strategie, warnt die DIHK. Denn verpasst ein Inhaber den günstigen Übertragungszeitpunkt, sind Konflikte im Unternehmen oder mit Kunden und Lieferanten wahrscheinlich. Das steht einer erfolgreichen Übergabe erst recht im Weg.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie rät in ihrem Katalog „Unternehmensnachfolge – die optimale Planung“, dass sich Unternehmen genügend Zeit für die Vorbereitung der Übergabe nehmen und darauf achten sollten, dass der Betrieb für potentielle Nachfolger attraktiv ist. Außerdem sollte sichergestellt sein, dass der Nachfolger ein ausreichendes Einkommen mit dem Unternehmen erwirtschaften kann. Auch eine zuverlässige Altersvorsorge ist wichtig, ebenso wie die Sicherung des Familienvermögens. Neben der Einarbeitung des Nachfolgers sollte sich der Unternehmer auch Gedanken darüber machen, welche Tätigkeit er nach seinem Rückzug ausüben möchte.

Denn mischt sich der Senior-Unternehmer auch nach der Übergabe immer wieder in die Geschäfte des Betriebes ein, führt das häufig zu Streitigkeiten mit dem Nachfolger. Gerade bei familieninternen Nachfolgen ist das ein Problem. Wenn der Alt-Inhaber stets die Methoden seines Nachfolgers kritisiert und in Frage stellt, untergräbt er damit die Autorität des neuen Geschäftsführers. Das führt unter Umständen dazu, dass sich das Betriebsklima verschlechtert und weder der ehemalige noch der aktuelle Geschäftsführer ein gutes Bild bei den Mitarbeitern machen.

Die richtige Vorbereitung ist also enorm wichtig, wenn die Übergabe gelingen soll. Vor allem die emotionale Ebene dürfen die Senior-Unternehmer und ihre Familien dabei nicht außer Acht lassen.

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