Zu den Börsen
Gruppenbild IHK Forum Nachfolge

Externe Nachfolge im Fokus

Beim fünften IHK-Forum Nachfolge haben Expertinnen und Ex-perten, Nachfolgende sowie Interessierte zum Thema externe Unternehmensnachfolge diskutiert.

Rund 20.000 Familienunternehmen im Münsterland und der Emscher-Lippe-Region haben Schätzungen der IHK Nord Westfalen Probleme, einen Nachfolger für den Chefsessel zu finden. „Immer weniger Kinder möchten in die Fußstapfen der Eltern treten und Unternehmer werden”, berichtete Sven Wolf, Geschäftsbereichsleiter Unternehmensförderung und Weiterbildung, aus der Beratungspraxis.

Dabei sei es im Interesse der Gesamtwirtschaft, dass gesunde Familienunternehmen erhalten bleiben, erläuterte IHK-Experte Wolf. „Allein die Unternehmen, die voraussichtlich bis 2028 in Nord-Westfalen an die nächste Generation übergeben werden, bieten rund 200.000 Arbeitsplätze.“ Beim 5. IHK-Forum Unternehmensnachfolge drehte sich daher alles um die externe Nachfolge, also um die Frage, wie zum Beispiel erfahrene Mitarbeiter oder Interessenten von außerhalb für den Chefsessel gewonnen werden können.

Klare Verhältnisse schaffen

Warum es für die Suche nach dem geeigneten Unternehmensnachfolger wichtig ist, aussagefähige Unterlagen vorzubereiten und sein Unternehmen vorab kritisch unter die Lupe zu nehmen, erläuterte Bärbel Schnee-Gronauer. Sie ist seit über zehn Jahren Expertin für den Verkauf von Unternehmen. „Zu Beginn eines Verkaufsprozesses klare Verhältnisse im Unternehmen zu schaffen, sorgt für einen gut strukturierten und erfolgreichen Transaktionsprozess“, unterstrich Schnee-Gronauer.

Beispiele aus der Praxis

Heike Lewedag, Kock GmbH (Lengerich)

Die Sicht derjenigen, die ein inhabergeführtes Unternehmen übernehmen, erläuterte Heike Lewedag, die über den IHK-Nachfolger-Club ihr Unternehmen fand. In einem vertraulichen Gespräch in der IHK hatte sie den Altinhaber Kock kennengelernt. „Es hat gefühlt keine zwei Stunden gedauert, bis mein Entschluss stand“, erinnerte sich Lewedag. Seit 2017 ist sie alleinige Inhaberin der Kock GmbH in Lengerich. Dabei war ihr die Branche – die Kock GmbH produziert Aluminiumhaustüren – noch fremd. „Ich habe erst jetzt das Gefühl, dass ich sowohl die Branche begriffen habe und die Produktionstechnik im Detail. Das war ein harter Weg.“ Der Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) zeichnete Lewedag 2019 als „externe Unternehmensnachfolgerin des Jahres“ aus.

Markus Robert Gödecke, Klaus Berlinghoff GmbH (Beckum)

Ein zweites Fallbeispiel steuerte Markus Robert Gödecke bei, seit 2018 Inhaber des Beckumer Palettenherstellers Klaus Berlinghoff GmbH. Vor seiner Übernahme hatte Gödecke zwei Jahre intensiv gesucht und war dabei mit mehreren Unternehmen aus der Holzbranche in Verhandlungen. Den Altinhabern schrieb er ins Stammbuch: „Bitte kümmern Sie sich um eine realistische Unternehmensbewertung. Am Ende muss der Kaufpreis vom Unternehmensgewinn bezahlt werden.“

Nachfolge rechtzeitig angehen

„Aufgrund der Corona-Pandemie haben viele Unternehmer ihre Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin zurückgestellt”, stellte IHK-Experte Sven Wolf fest. „Dabei sollten die Unternehmen lieber keine Zeit verlieren, denn „der Nachfolgeprozess kann viele Jahre dauern, bis alles in trockenen Tüchern ist“. Vielen Inhabern und potenziellen Nachfolgern werde erst so richtig bewusst, wie komplex der Generationenwechsel ist, wenn sie sich aktiv damit auseinandersetzten.


Das könnte Sie auch interessieren