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Julia Schwietering, Redaktion Wirtschaft aktuell

"No more monkey business"

Bei einem Asset Deal werden die Wirtschaftsgüter eines Unternehmens (engl. = Assets), zum Beispiel Grundstücke, Gebäude, Maschinen und Patente, übertragen. Wichtig ist: Sowohl die Assets als auch die Verbindlichkeiten werden nicht alle zusammen, sondern einzeln erworben und übertragen. Wie ein Chemieunternehmen aus Dülmen die Unternehmensnachfolge mithilfe eines Asset Deals regelte, lesen Sie in dem folgenden Beitrag.

Unternehmensnachfolge mit einem Asset Deal

Bei einem Asset Deal werden die Wirtschaftsgüter eines Unternehmens (engl. = Assets), zum Beispiel Grundstücke, Gebäude, Maschinen und Patente, übertragen. Wichtig ist: Sowohl die Assets als auch die Verbindlichkeiten werden nicht alle zusammen, sondern einzeln erworben und übertragen. Wie ein Chemieunternehmen aus Dülmen die Unternehmensnachfolge mithilfe eines Asset Deals regelte, lesen Sie in dem folgenden Beitrag.

Der Weg in die Selbstständigkeit

Immer wieder hat Dr. Thomas Krönke mit dem Gedanken gespielt, sich selbstständig zu machen. „Ich habe oft damit geliebäugelt, aber nie den richtigen Aufhänger gefunden“, erinnert er sich. Vor etwa zwei Jahren war es dann doch soweit: Im Juli 2017 gründete er sein eigenes Unternehmen. Im Zuge eines Asset Deals übernahm er die materiellen und immateriellen Güter eines Chemie-Unternehmens aus Dülmen in seine IGP Chemie GmbH. „Ich habe mich bewusst gegen den Kauf der GmbH entschieden, um zum Beispiel Pensionsverpflichtungen aus dem Weg zu gehen“, erklärt der Unternehmer.

Der Weg in die Selbstständigkeit war für Krönke definitiv der richtige. „Ich bin heute so glücklich wie noch nie in meinem Berufsleben“, verdeutlicht er. Krönke war über 20 Jahre im Wesentlichen in der Holzwerkstoffindustrie tätig, unter anderem als Entwicklungsleiter. Mit zunehmender Berufserfahrung verspürte er mehr und mehr das Bedürfnis, die grundlegenden Entscheidungen selbst treffen zu wollen. „Ich wollte nicht mehr angewiesen sein auf eine schwerfällige Organisation, die Entscheidungen nur sehr langsam trifft. Wenn ich daran denke, in wie vielen Meetings ich gesessen habe und nichts ist passiert – das ist enorm nervenaufreibend und frustrierend. Dementsprechend attraktiv war für mich die Selbstständigkeit – no more monkey business, sozusagen.“

Der Kontakt mit dem Verkäufer, Hans-Jürgen Große-Perdekamp entstand schließlich über Krönkes Tätigkeit bei seinem alten Arbeitgeber. „Wir haben für ein bestimmtes Produkt einen brandhemmenden Klebstoff gesucht. So sind wir auf die IGP Große-Perdekamp in Dülmen gestoßen, nicht weit entfernt von meinem Wohnort. Deshalb habe ich persönlich im Unternehmen vorbeigeschaut und so meinen Vorgänger kennengelernt. Schnell war klar, dass er wohl bald einen Nachfolger suchen wird. So hat sich das entwickelt“, blickt Krönke zurück. Die Chemie zwischen dem damaligen Inhaber des Betriebes und Krönke hat gestimmt. Das Thema Chemie liegt dem Unternehmer sowieso – Krönke ist Diplom-Chemiker und war schon immer an technischen Themen interessiert. „Aufgrund meiner Ausbildung und meiner Berufserfahrung sind mir die Dinge, mit denen sich die IGP Chemie beschäftigt, sehr vertraut. Außerdem ist bei IGP sehr viel Know-how und Detailwissen vorhanden. Das liegt auch daran, dass mein Vorgänger sich 35 Jahre lang mit dem Thema beschäftigt hat.“ Aus seiner Sicht ist es viel leichter, ein Unternehmen zu übernehmen und auf das Bestehende aufzubauen. „Sie müssen allerdings das Unternehmen und was es tut, gut verstehen. Darüber hinaus brauchen Sie eine Idee, wie Sie das Vorhandene weiter entwickeln können. Diese beiden Dinge müssen zusammenkommen“, verdeutlich Krönke. „Für mich wäre nur ein technisches Unternehmen in Frage gekommen. Ich könnte mir nicht vorstellen, ein Handelsunternehmen zu leiten.“ 

Als feststand, dass Krönke den Betrieb übernehmen wird, ging alles sehr schnell. Er stellte sich den sechs Mitarbeitern vor und erklärte, was passieren wird. Bei diesem Asset Deal wurde die Belegschaft komplett übernommen. Jeder Mitarbeiter musste informiert werden und zustimmen, dass sein Arbeitsvertrag übernommen wird. „Es gibt auch einen Kündigungsschutz, das ist alles wohlgeregelt“, erklärt der Unternehmer. „In der Nachschau würde ich sagen, dass alle Beteiligten zufrieden sind mit dem, was passiert ist. Wir haben eine Handvoll Mitarbeiter, die arbeiten – so hoffe ich – alle gerne hier. Wir haben Spaß bei der Arbeit und kommen gut miteinander aus. Das ist für mich ein hohes Gut,“ betont Krönke.

Herausforderungen und der Schlüssel zum Erfolg

Völlig reibungslos lief es allerdings nicht: „Vor allem eins war herausfordernd – die Beantragung von Fördermitteln. Entgegen vorab gegebener Zusagen habe ich diese wider Erwarten nicht erhalten – ohne nachvollziehbare Gründe. In dieser schwierigen Situation standen meine Frau und ich aber nicht allein. Sowohl die Verkäuferseite als auch die Sparkasse Westmünsterland haben mit uns an einem Strang gezogen. Überhaupt waren wir mit der professionellen Begleitung der Transaktion durch die Sparkasse sehr zufrieden. So konnten wir trotz dieser Schwierigkeiten die Übernahme über die Bühne bringen“, schildert Krönke.

Der Diplom-Chemiker ist zufrieden mit seinem ersten Jahr im Unternehmen, zögert aber, schon von einem Erfolg zu sprechen. „Ich wage es noch nicht, die Übernahme als Erfolg zu bezeichnen – einfach, weil ich noch nicht so lange im Unternehmen bin. Das erste Jahr ist soweit gut gelaufen, auch wenn es gerade zu Anfang ein paar unangenehme Überraschungen gegeben hat. Dafür haben sich dann andere Bereiche so gut entwickelt, dass wir die Einbrüche nicht nur ausgleichen, sondern sogar überkompensieren konnten. Im Moment sieht es ziemlich gut aus und wir haben die Aussicht, dass es noch besser wird.“ Zum nachhaltigen Erfolg des Unternehmens soll auch ein neu entwickeltes Produkt beitragen, das im vergangenen Jahr zum Patent angemeldet wurde: Ein unbrennbarer Mineralschaum. Vorgesehen ist eine Anwendung im Bereich wärmegedämmte Fassaden. „Wenn dieses Produkt fliegt, dann ist die Erfolgsstory rund“, betont Krönke. 

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