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Monika Bone mit einer "heiligen Kuh" bei der Veranstaltung "Eine Runde Nachfolge"

Julia Schwietering, Redaktion Wirtschaft aktuell

Respektvoll mit heiligen Kühen umgehen

Heilige Kühe gelten in einigen Gesellschaften als unantastbares Statussymbol – und brauchen in einem Nachfolgeprozess besondere Aufmerksamkeit. Man muss wertschätzend und respektvoll mit ihnen umgehen, weiß Nachfolgecoach Monika Bone.

„Im Generationswechsel werden langjährige Produkte und Abläufe von Nachfolgenden infrage gestellt“, erklärt Bone. „Das ist notwendig und wichtig. Gleichzeitig braucht es Verständnis und Respekt für die bisherigen Vorgänge im Unternehmen.“ Die Nachfolge-Begleiterin weiß, dass manche dieser Vorgänge vielleicht nicht mehr hinterfragt werden oder zum Teil so nicht mehr notwendig sind – das sind dann heilige Kühe, die transformiert werden müssen, um den Nachfolgeprozess erfolgreich zu gestalten. Dabei geht es darum, den Gründungs-Mythos und damit verbundene Werte so zu transformieren, dass sie in die neue Zeit passen. Ein Beispiel:

Bone begleitet Familienunternehmerinnen und -unternehmer dabei, den eigenen Gründungsmythos neu zu entdecken und zu würdigen. Dafür brauche es mutige Vorgesetzte, die mit ihrem Team proaktiv ins Gespräch gehen. „Sie fühlen sich in die Mitarbeiter ein und erkennen den Stolz auf bisher geleistete Arbeit an“, verdeutlicht die Expertin für das transformative Coaching. „Erst, wenn sie verstanden haben, welche Werte das Team treiben, bieten sie Reflexion zur Veränderung an.“ Bewusst gewählte Alternativen seien wichtig, um eine innovative Unternehmenszukunft überhaupt erst möglich zu machen.

Insbesondere für Nachfolgende, die in die Fußstapfen ihrer Eltern treten, sei der Mut zur Auseinandersetzung mit heiligen Kühen wichtig. „Schließlich sind sie nicht nur Nachfolgender, sondern gleichzeitig auch Sohn oder Tochter“, erklärt Bone. Familiennachfolger müssen deshalb außerdem für ein klares Rollenverständnis sorgen. „Die starke emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind ist der professionellen Geschäftsbeziehung schon mal im Weg, wenn sie nicht besprochen und geklärt ist“, weiß die Nachfolge-Beraterin aus Erfahrung.

Um im Team gemeinsam Wertschätzung für heilige Kühe zu entwickeln, empfiehlt Bone ein Reflexionstool, das ganz unkompliziert in jede Teamrunde eingeführt werden kann. Dann steht die Heilige Kuh tatsächlich mit auf dem Tisch und kann immer dann, wenn jemand denkt, dass vielleicht gerade ein Tabuthema oder eine heilige Kuh die Diskussion beherrscht, in die Hand genommen und thematisiert werden. Mit der dazugehörigen Zeitskala und einigen wenigen Arbeitsfragen ist die Runde schnell auf dem Weg, gemeinsam innovative Alternativen zu finden.

Monika Bone nutzt ein Reflexionstool: Eine Heilige Kuh steht mit auf dem Tisch und kann in die Hand genommen werden, wenn ein Gesprächspartner das Gefühl hat, dass gerade ein Tabuthema oder eine heilige Kuh die Diskussion beherrscht.

Jeder Übergabeprozess ist individuell. Deshalb ist ein ausführliches Kennenlernen zwischen Übergabecoach und den beteiligten Partnerinnen und Partnern die Grundvoraussetzung dafür, dass ein passender Prozessbeginn entwickelt werden kann. „Der Weg entsteht dann im Gehen“, beschreibt Bone den Prozess.

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