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Monika Bone, Übergabe-Coach

Unternehmensnachfolge: eine emotionale Achterbahnfahrt

Angst, Aufregung, Enttäuschung, Hoffnung, Freude: Im Prozess der Unternehmensnachfolge erleben Unternehmerinnen und Unternehmer eine emotionale Achterbahnfahrt. Umso wichtiger ist es, dass die beteiligten Akteure bewusst mit den emotionalen Anforderungen, die der Prozess mit sich bringt, umgehen. „Das schafft Klarheit über notwendige Entscheidungen im Nachfolgeprozess und beschleunigt den Weg in die Zukunft“, betont Monika Bone, die bereits seit vielen Jahren Unternehmensnachfolgen begleitet.

Angst

Wer eine Unternehmensnachfolge bewältigen muss, hat auch mit Ängsten zu kämpfen – womöglich wird das Problem weggeschoben: „Muss ich mich damit jetzt schon beschäftigen? Ich bin doch noch nicht alt!“ Auch die Frage nach dem passenden Nachfolger kann Ängste auslösen: Zum Beispiel, wenn die Kinder den eigenen Betrieb nicht übernehmen möchten. Wer soll dann die Zügel übernehmen? Wie steht man da, wenn niemand das „Baby“ will? Unternehmerinnen und Unternehmer schieben diese Gedanken mitunter in die Zukunft und haben Angst, ihnen ins Auge zu sehen.

Monika Bone empfiehlt: „Stellen Sie sich Ihrer Angst. Verdrängen und Verschieben bringt Sie keinen Zentimeter weiter. Nehmen Sie sich Zeit und suchen Sie sich einen vertrauensvollen Gesprächspartner. Sprechen Sie aus, worum Sie sich sorgen. Erst wenn die Angst in der Welt ist – dahin kommt sie durch Sprache und die Resonanz eines Zuhörenden – können Sie bewusst mit ihr umgehen und entscheiden, was Sie weiterbringt.“

Aufregung

Ein Nachfolgeprozess ist aufregend – die Beschäftigung mit dem Thema versetzt die übergebenden Unternehmerinnen und Unternehmer oftmals sogar in Hochstimmung! Sie sammeln Informationen, schauen sich an, wie andere die Herausforderung angegangen sind und entwickeln erste Ideen. Auch auf die Wahrnehmung der Menschen in ihrem Umfeld hat das Auswirkungen: Menschen, die einen Nachfolgeprozess einleiten wollen, nehmen oftmals ihre Kinder anders wahr, sie nehmen langjährige Mitarbeitende neu wahr und stellen sie sich vielleicht sogar in einer neuen Position vor.

Monika Bone empfiehlt: „Entwickeln Sie keine einsamen Pläne. Sprechen Sie mit den Menschen in Ihrem Umfeld. Nehmen Sie die gesamte Unternehmerfamilie mit ins Boot. Vor allem: Fragen Sie die Menschen, mit denen Sie planen wollen, nach ihren Plänen. Die Unternehmensnachfolge gelingt leichter im Team als im Alleingang.“

Hände greifen sich gegenseitig
Unternehmerinnen und Unternehmer sollten sich im Prozess der Unternehmensnachfolge eng mit ihrem Umfeld und ihrer Familie austauschen, rät Monika Bone.

Enttäuschung

Oft sind die Feedbacks, die Unternehmerinnen und Unternehmer hinsichtlich ihrer Übergabe-Pläne bekommen, nicht uneingeschränkt positiv. Kinder sind von der Anfrage überrascht, Mitarbeitende haben diese Idee noch nie erwogen, Vertraute raten ab – alles kann passieren. Bank und Steuerberatung weisen auf erbrechtliche oder finanztechnische Herausforderungen hin. So viele Herausforderungen und Zweifel …

Monika Bone empfiehlt: „Nicht alle Ihre Ideen lassen sich eins zu eins umsetzen. Das kennen Sie von all den Veränderungen, die Sie im Laufe Ihres Unternehmer:innen-Lebens angestoßen haben. Gerade Gründerinnen oder Gründer eines Unternehmens tendieren dazu, ungewünschte Reaktionen persönlich zu nehmen. Reflektieren Sie gut: Worum geht es an dieser Stelle wirklich? Und erinnern Sie sich an die vielen Enttäuschungen der Unternehmensgeschichte. Welche Ihrer Stärken haben Ihnen geholfen, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen?

Hoffnung

Enttäuschungen gehören zum Prozess der Unternehmensnachfolge dazu. Jetzt heißt es: Nicht die Hoffnung verlieren! Wer bei Herausforderungen nicht den Kopf in den Sand steckt, sondern sich neu orientiert und nach anderen Lösungen sucht, schöpft neuen Mut. Diese Hoffnung macht den Weg frei für innovative Ideen – auch im Nachfolgeprozess. Womöglich müssen sich Unternehmerinnen und Unternehmer von ursprünglichen Plänen verabschieden: Zum Beispiel, wenn die Geschäfte an einen externen Nachfolger und nicht an die eigenen Kinder übergeben werden müssen. Statt aufzugeben, braucht es eine neue Perspektive.

Monika Bone empfiehlt: „Verbleiben Sie nicht in der Enttäuschung – nehmen Sie Ihr Schicksal selbst in die Hand! Nur so kann Hoffnung und damit der positive Blick in die Zukunft gelingen. Das ist die Grundlage für Innovation. Und die entsteht nicht im Tagesgeschäft: Sie wächst selten zwischen Tür und Angel oder zwischen Bier und Schaum. Suchen Sie sich einen Rückzugsort und Denkpartner:innen, um das Unmögliche zu denken. Entwickeln Sie ein persönliches Zukunftsbild für sich und das Unternehmen. Wohin zieht es Sie? Was wünschen Sie sich für das Unternehmen? Wo wollen Sie in fünf Jahren stehen und wie wollen Sie leben?“

Statt bei Rückschlägen den Mut zu verlieren, sollten Unternehmerinnen und Unternehmer sich auf ihre eigenen Stärken besinnen, erkärt Monika Bone.

Freude

Es ist gelungen! Was Sie selbst zu Beginn dieses Prozesses niemals gedacht oder für möglich gehalten hätten, ist geglückt: Die Nachfolge ist gesichert. Genießen Sie es. Jetzt wird gefeiert!

Monika Bone empfiehlt: „Kommunikation ist alles. Kommunizieren Sie nicht erst die fertige Nachfolgeplanung, sondern beziehen Sie alle Beteiligten in den Prozess mit ein. Das Team der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Ihre Kunden und Lieferanten – sie alle sind Stakeholder Ihres Unternehmens und freuen sich mit Ihnen auf starke Partner:innen mit Zukunftsmut. Entwickeln Sie gut durchdachte Kommunikationskonzepte und lassen Sie sich beraten. Ein externer Blick sieht, was Sie nicht sehen. Nutzen Sie im gesamten Prozess die externe Perspektive als „camera obscura“. Ein persönlicher Coach begleitet und erleichtert die Achterbahn der Emotionen. Mein persönlicher Rat zum Schluss lautet: Nehmen Sie Ihre Gefühle ernst. In ihnen liegt die Energie für das Neue. Hier spielt die Musik!“

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