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Monika Bone, Übergabe-Coach

„Es ist interessanter, ein Unternehmen zu kaufen als neu zu gründen“

Als Jens Niendieck das 1911 gegründete Georg Otte Betonteilwerk 2019 übernahm, zählte der Familienbetrieb drei Mitarbeitende. Heute haben 28 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz bei der BWN GmbH – so heißt das Unternehmen jetzt – in Bad Laer gefunden. Nicht nur mit der Anzahl der Mitarbeitenden geht es stetig bergauf, auch bei der Unternehmensentwicklung stehen die Zeichen auf Wachstum: „Wir wollen weiter expandieren und schauen nach einem weiteren Werk oder Unternehmen zum Kauf“, verriet Geschäftsführer Jens Niendieck beim Besuch der WIGOS Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrücker Land.

„Es ist beachtlich, wie sich der Betrieb durch die Übernahme binnen kürzester Zeit entwickelt hat. Das Beispiel zeigt, dass es nicht immer die Neugründung sein muss, sondern sich auch viele Chancen durch die Übernahme eines Betriebs ergeben, der eine Nachfolge sucht“, betonte Andrea Frosch vom WIGOS-UnternehmensService. Die WIGOS berät Unternehmen bei diesem Vorhaben, zum Beispiel an einem Nachfolgesprechtag, und hat auch Niendieck bei der Nachfolge begleitet.. Künftig möchte der Unternehmer die WIGOS bei diesen Veranstaltungen unterstützen.
Dass sich die Nachfolge zu einer richtigen Erfolgsstory entwickeln würde, konnte Niendieck aus Hilter seinerzeit nicht ahnen. „Ich kannte das Werk vom Vorbeifahren, habe es aber nie als Fertigteilwerk wahrgenommen. Ein Unternehmen zu kaufen, war für mich aber damals schon eine Option.“ Als ehemaliger Vertriebsleiter einer Fertigteilgruppe sei er durch seine zehnjährige Erfahrung mit den Anforderungen der Branche vertraut. Zum 1. Januar 2020 ging das Betonwerk unter dem Namen BWN GmbH am ursprünglichen Standort in Bad Laer an den Start. Seitdem agiert das Unternehmen als Hersteller von individuell und in Serien produzierten Stahlbetonfertigteilen, vorrangig für den Tiefbau. Nachdem er zunächst die Flächen gepachtet hatte, erwarb Niendieck im Sommer 2021 alle Grundstücke. 
Nach einem klaren Schnitt richtete er das Unternehmen und die Kundenstruktur neu aus. „Vorher wurden fast ausschließlich Straßenwaagen hergestellt. Wir haben unsere Produktpalette erweitert und auch die Anzahl der Kunden vergrößert“, berichtete der Geschäftsführer. BWN liefert seine Individualfertigungen an Bauunternehmen aus der Region von Hamburg bis Frankfurt, teilweise auch deutschlandweit. Fahrzeugwaagen werden europaweit verkauft. „Wir liefern inzwischen viele Betonteile für die Energiewirtschaft. Das ist ein großer Zukunftsmarkt. Auch darüber hinaus gibt es einen riesigen Bedarf an technischen Betonteilen.“ 
Der Grund für die Nachfrage ist der Fachkräftemangel bei den Kundenunternehmen. „Sie können die Teile oft nicht vor Ort fertigen, weil einfach Personal und Know-how fehlen.“ Durch die Zulieferung von Fertigteilen seien die Kunden flexibler. „Wir sind speziell in die Nischen gegangen und können Flexibilität und Kurzfristigkeit bieten. Wir versuchen, gemeinsam mit unseren Kunden Lösungen zu erarbeiten und viel möglich zu machen, was auf den ersten Blick unmöglich erscheint.“
Der Herausforderung der Fachkräftegewinnung und -bindung begegnet BWN mit Arbeitsbedingungen, die den Wünschen der Mitarbeitenden entgegenkommen: „Unsere Mitarbeiter kommen aus dem Umkreis von 25 Kilometern und sind immer in Bad Laer vor Ort tätig. Die Arbeit findet in geschlossenen Hallen statt und ist durch die Individualfertigungen sehr abwechslungsreich“, erläuterte Niendieck. Auch in puncto Weiterbildung unterstütze BWN die Fachkräfte, zum Beispiel bei der Meister-Ausbildung.
Aufgrund der positiven Erfahrungen mit der Übernahme eines bestehenden Unternehmens plant Jens Niendieck nun, ein zweites Betonwerk oder ein weiteres Unternehmen zu erwerben. Festlegen will sich der Firmenchef jedoch noch nicht auf eine Branche. Vorstellen könne er sich später auch einen Unternehmensverbund. „Hinzu kommen könnte auch ein Bauunternehmen oder eine Tischlerei, die nicht unbedingt aus dieser Region kommen müssen. Schließlich ist es für mich interessanter, ein bestehendes Unternehmen zu kaufen als immer neu zu gründen.“  

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