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Julia Schwietering, Redaktion Wirtschaft aktuell

"Ein Nachfolger braucht vor allem Mut"

Seit über 20 Jahren ist Uwe Niemann bei Geme Mesker beschäftigt. Das Unternehmen in Hagen am Tecklenburger Wald befasst sich mit Metallverarbeitung in Lohn- und Serienfertigung. Zehn Jahre lang war Niemann Fertigungsleiter, danach war er weitere zehn Jahre als stiller Gesellschafter und angestellter Geschäftsführer tätig. Seit November 2018 führt er als Nachfolger von Gerhard Mesker das Unternehmen allein. 

Uwe Niemann ist Unternehmensnachfolger
Uwe Niemann ist bereits seit 20 Jahren bei Geme Mesker beschäftigt. Mittlerweile ist er in die Fußstapfen seines ehemaligen Chefs getreten.

„Der Übergabeprozess lief über einen sehr langen Zeitraum“, verdeutlicht Niemann. „Mein Vorgänger Gerhard ist schon vor einigen Jahren auf mich zugekommen. Er hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen kann, den Betrieb weiterzuführen. Damals habe ich sofort ‚ja‘ gesagt. Im Laufe meines Berufslebens bei Geme habe ich zwar auch mal gezweifelt – zum Beispiel während der Wirtschaftskrise 2008 und 2009, von der auch unser Betrieb sehr betroffen war. Aber ich habe irgendwann einfach nicht mehr zurückgeschaut und gesagt: Ich mache es und möchte den Betrieb auch in Zukunft gut weiterführen.“

Mitte 2017 setzte der angehende Unternehmer mit seinem Vorgänger Mesker zusammen und begann, die Übernahme zu organisieren. „Beratungsangebote habe ich eigentlich nicht genutzt“, erinnert sich der dreifache Familienvater. „Zu Beginn unserer Überlegungen haben wir zwar einen Unternehmensberater hinzugezogen, der unsere Vorhaben durchleuchtet hat und den Prozess auch gerne begleitet hätte. Allerdings wären mit der Beratung auch enorm hohe Kosten verbunden gewesen. Deshalb haben wir uns gegen die Begleitung entschieden und nur unseren Steuerberater und unsere Hausbank ins Boot geholt.“ Müsste Niemann nochmal einen Übergabeprozess organisieren, würde er das Geld investieren und einen Berater hinzuziehen. „Mit unserem Steuerberater hat das im Prinzip gut funktioniert. Doch die Meinung eines Experten, der sich täglich mit dem Thema Nachfolge befasst, hätte uns an mancher Stelle Aufwand erspart. Zum Beispiel, als es um die Erstellung eines Business-Plans ging. Dort gibt es wahnsinnig viel zu berücksichtigen – schon die richtige Wortwahl ist entscheidend, damit der Plan hieb- und stichfest ist. Besonders wichtig war dieser Plan zum Beispiel, als ich Fördermittel beantragt habe. Denn die Förderbanken prüfen genau, wem sie ihr Geld zur Verfügung stellen.“ Während des Übernahmeprozesses mussten Niemann und sein Vorgänger die ein oder andere Hürde überwinden. „Natürlich ist der Nachfolgeprozess nicht nur reibungslos gelaufen – das geht gar nicht. Dafür ist das ganze viel zu komplex, es ist emotional und finanziell anstrengend. Knifflig waren beispielsweise die steuerrechtlichen Fragen. Dabei hat unser Steuerberater uns geholfen, das war eine gute Zusammenarbeit.“

Insgesamt ist die Unternehmensnachfolge gut gelaufen, auch wenn der Weg ein wenig holprig war, da ist sich Niemann sicher. „Ich bin zufrieden. Wirtschaftlich hat sich die Situation zwar etwas verändert im Vergleich zu 2018, aber das ist alles noch im Rahmen. Man hat mir ein gutes Feld mit einer guten finanziellen Lage  überlassen, es läuft momentan alles gut.“ Vor allem seine ruhige und gelassene Art habe dem Unternehmer geholfen, die Übernahme zu organisieren. Seiner Meinung nach braucht ein Nachfolger vor allem: „Mut. Risikofreude. Und Ahnung von dem, was er tut.“

Neben diesen drei Fähigkeiten musste Niemann in seinem ersten halben Jahr als Geschäftsführer insbesondere seine Entscheidungsfreude unter Beweis stellen. „Wir haben zu Anfang des Jahres in eine neue, innovative Drehmaschine investiert, um technologisch auf dem aktuellen Stand zu sein. Ich hatte weniger als 24 Stunden Zeit zu entscheiden, ob wir die Maschine kaufen oder nicht. Entsprechend unruhig sah meine Nacht aus. Aber die Investition war notwendig, denn in der Übergangszeit standen andere Dinge an erster Stelle.“

Neben neuen technologischen Entwicklungen hat sich auch die personelle Struktur im Unternehmen verändert. „Unser ehemaliger Fertigungsleiter unterstützt mich nun bei den Aufgaben, die ich vorher als angestellter Geschäftsführer erledigt habe. Zwei Mitarbeiter aus der Fertigung haben dafür die Fertigungsleitung übernommen. Wir haben keine neuen Mitarbeiter von außen angeworben, sondern alles innerbetrieblich gelöst. An diese Veränderungen mussten wir uns erstmal gewöhnen – das hat seine Zeit gebraucht. Für mich war es vor allem ungewohnt, nun die letzte Entscheidung ganz allein zu treffen. Vorher habe ich zwar mitentschieden, aber jetzt trage ich die komplette Verantwortung. Gerhard ist noch an drei Tagen die Woche im Unternehmen und unterstützt mich mit seiner Erfahrung, das ist sehr hilfreich. Dabei lässt er mir freie Hand und vertraut mir – immerhin haben wir 20 Jahre lang zusammengearbeitet.“

In Zukunft will Niemann mit Geme Mesker weiter wachsen und in neue Technologien investieren. „Ich möchte klein anfangen und Erfahrungen sammeln, aber wir müssen mit der Zukunft gehen“, betont der Unternehmer. „Mein großer Traum ist ein eigenes Produkt. Dafür fehlt uns aber noch die zündende Idee.“ Doch die wird kommen, davon ist der Geschäftsführer überzeugt.   

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