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Symbolbild: Ein Globus, der eine Maske trägt. Corona bedroht auch Unternehmensnachfolgen.

Julia Schwietering, Redaktion Wirtschaft aktuell

Corona bedroht Unternehmensnachfolgen

Auch der Generationswechsel in mittelständischen Unternehmen hat im vergangenen Jahr unter der Corona-Pandemie gelitten. Das zeigen die aktuellen Zahlen des KfW-Nachfolgemonitorings 2020. Eins wird deutlich: Dauert die Krise noch länger, sind zahlreiche Unternehmensnachfolgen bedroht. Ein Überblick

Je länger die Pandemie dauert, umso höher ist das Risiko, dass Nachfolgepläne verschleppt und bereits angelaufene Verhandlungen scheitern werden. Stilllegungen werden also wahrscheinlicher. 2020 hat sich etwa die Hälfte der Unternehmer – 51 Prozent – noch nicht konkret mit ihrem Rückzug befasst. Das sind deutlich mehr als in den vergangenen zwei Jahren, dort waren es jeweils 41 und 45 Prozent. Zwar sind viele der Unternehmer noch unter 55 Jahren, sodass nicht unbedingt Handlungsbedarf besteht, aber: Durch die Krise rücken akute Probleme in den Fokus, während langfristige Dinge wie die Unternehmensnachfolge hinten anstehen. Positiv ist, dass Unternehmer auch im Coronajahr 2020 an ihren Übergabeplänen festhalten, wenn ihr Rückzug ohnehin kurz bevorsteht. Eher mittelfristige Nachfolgen werden vorerst auf Eis gelegt.

Allerdings beruht das KfW-Nachfolgemonitoring 2020 auf Daten, die im Zeitraum zwischen dem 10. Februar und dem 19. Juni erhoben wurden. Das dort gezeichnete Bild beruht also auf Einschätzungen, die die befragten Unternehmer vor der zweiten Welle und auch vor dem zweiten Lockdown getroffen haben. Verlauf und Schwere der Pandemie werden darüber entscheiden, wie viele Unternehmensnachfolgen im Mittelstand letztendlich gelingen.

Nachfolgeplanungen vor und nach dem Lockdown (Grafik)
Der erste Lockdown zeigt Auswirkungen auf die Nachfolge- und Stilllegungspläne der mittelständischen Unternehmer.

Impfen hilft

Laut KfW Research ist vor allem eins entscheidend, damit der Mittelstand trotz Krise die Unternehmensnachfolge nicht aus dem Blick verliert: Die Unternehmer müssen sich möglichst schnell wieder mit wichtigen Zukunftsfragen beschäftigen können. Die Fortschritte bei der Impfung sind also auch für den Generationswechsel von großer Bedeutung, damit sich das Wirtschaftsleben wieder normalisiert. In der Zwischenzeit seien staatliche Hilfen ein zentraler Baustein, um die Liquidität der Unternehmen zu sichern.

Besser vorbereitet

Die Mittelständler, die ihre Nachfolgepläne trotz Krise weiterhin verfolgen, sind insgesamt gut auf den Generationswechsel vorbereitet. Bereits 31 Prozent der KMU haben schon einen Nachfolger gefunden. Über die Hälfte dieser Unternehmen hat die Verhandlungen abgeschlossen. Ein weiteres Drittel steckt bereits in den Verhandlungen. Ein deutliches Plus gegenüber 2019: Im vergangenen Jahr gab es in 24 Prozent der Fälle einen Nachfolger, darunter hatten 12 Prozent die Verhandlungen beendet. Die Unternehmer sind also im Vergleich zu den vergangenen Jahren besser vorbereitet auf die Unternehmensnachfolge. Grund ist die zunehmende Berichterstattung in den Medien sowie eine größere Sensibilisierung der Mittelständler, zum Beispiel durch Studien.

Aktuell sind rund 17 Prozent der Unternehmer vom verspäteten Rückzug oder einer unfreiwilligen Stilllegung bedroht. Ihr Rückzug steht zwar in den kommenden Jahren an, aber sie sind mit den Planungen im Rückstand. Sie haben entweder noch keinen Nachfolger gefunden, lediglich Infos gesammelt oder sich noch gar nicht mit dem Thema beschäftigt. Immerhin: 2019 waren noch 21 Prozent der KMU betroffen. Auch hier zeigt sich also ein positiver Trend.

Stand der Vorbereitungen bei Übergaben, die in den nächsten zwei Jahren anstehen (Grafik)
Stand der Vorbereitungen bei Unternehmensnachfolgen, die in den nächsten zwei Jahren anstehen (Grafik)
Zahlen/Quelle: KfW Nachfolgemonitoring 2020

Der Nachwuchs fehlt

Trotz besserer Vorbereitung bleibt ein Grundproblem: Es gibt zu wenig Nachwuchs. Die Zahl der Übernahmegründungen ist seit Jahren niedrig und 2020 hat sich daran nichts geändert. Im Gegenteil – mit dem ersten Lockdown im Frühling gingen sie im Vergleich zum Vorjahr um 33 Prozent zurück. Zwischen März und Mai 2020 gab es 7.800 Übernahmen, im Vorjahreszeitraum waren es 11.600. Die strukturelle Lücke lässt sich nur verkleinern, wenn mehr gegründet wird. Doch ein Gründungsboom ist nicht in Sicht.

Dass sich junge Menschen seltener für eine Unternehmensnachfolge entscheiden, hat verschiedene Ursachen: Eine Übernahmegründung ist im Vergleich zu einer Neugründung viel kapitalintensiver. In den Jahren 2015 bis 2019 setzten 46 Prozent der Übernahmegründer mehr als 10.000 Euro zur Finanzierung ein. Zum Vergleich: Das traf im gleichen Zeitraum auf nur 22 Prozent der Neugründer zu. Auch Finanzvolumina über 50.000 Euro sind mit 23 Prozent viel häufiger als bei Neugründungen (sechs Prozent). Außerdem sorgen Übernahmegründer sich öfter, dass ihre Familie unter der Selbstständigkeit leidet. Sie investieren darüber hinaus durchschnittlich mehr Arbeitszeit in ihre Selbstständigkeit: 42 Wochenstunden statt bei einer Neugründung 27 Wochenstunden.

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